In der DDR-Zeit. eine Zustands-Beschreibung

Es waren einmal Kinder. Kinder, die in Wohnungen wohnten, die im Winter mit Holz und Kohle beheizt wurden. Kein Mensch dachte im Traum daran, die Belastung mit Feinstaub, welche sich dadurch ergab zu bedenken oder gar zu messen.

In der Küche dieser Wohnungen standen Kochmaschinen, die mit solchen Brennstoffen befeuert wurden. Das machte ordentlich warm im Winter und man konnte Wasser und Speisen darauf erhitzen oder in der Röhre Kuchen backen. Im Bad war immerhin eine Wanne vorhanden, die aussah, als sei diese bereits aus dem letzten, also 19. Jahrhundert. Das Wasser wurde in einem Badeofen erhitzt, der mehr als einmal undicht wurde und das Bad unter Wasser setzte. Eine Speisekammer diente zur Zwischenlagerung so mancher Lebensmittel-Reserve. Kühlschränke waren noch unbekannt. Ebenso wie Fernsehgeräte.

In der Stube stand stattdessen eine Musik-Truhe. Dort war ein Plattenspieler verbaut, dessen Tonarm die Form einer Mondrakete nachahmte. Wenn Vater eine Platte auflegte. begann das Radio mit seinem großen Basslautsprecher durchaus hörenswerte Töne abzusondern, ganz ohne Surround-Sound. Abends hörte man indes gerne ein Hörspiel.

Wir Kinder schliefen in einem Zimmer, welches mit einscheibigen Fenstern von der Außenwelt getrennt waren. Im Winter bildeten sich Eiskristalle an den Fenstern, weil es wurde nicht geheizt. Dafür hatten wir dicke Federbetten, die auch bei leichtem Frost richtig warm hielten.

Wenn wir als Kinder einkaufen geschickt wurden, bekamen wir genau das Geld mit was wir brauchten. Ein einfaches Roggenbrot kostete 78 Pfennige, ein Mischbrot 92 Pfennige. Wir hatten die Wahl unter drei Bäckereien. War einfaches Brot ausverkauft, wenn wir an der Reihe waren, so hieß das ohne Brot nach Hause zu gehen, weil das Geld einfach nicht reichte. Ebenso war es bei Milch, die sonntags früh frisch angeboten wurde. Dazu diente eine sogenannte Milchhalle. Die hatte wir in jedem Straßenzug.
Drei Fleischerläden versorgten uns mit dem was Schwein und Rind boten.

Mangel nahmen wir als Kinder so nicht wahr. Für uns war immer genug da. Die Schule war zu Fuß in wenigen Minuten zu erreichen. Ein Fahrrad baute man sich selbst aus Schrottteilen zusammen und war furchtbar stolz darauf, wenn es ein Prüfabzeichen für Sicherheit im Straßenverkehr im Verkehrsgarten dafür gab. Solche wurden von der Volkspolizei betrieben.

Wir hatten nicht viel an materiellen Werten, wir hatten uns, hatten Freunde, glaubten an eine friedvolle Zukunft und wir glaubten auch den Unfug, den uns die Staatsorgane wie z.B. die Schule vorgaben. Trotzdem gingen wir gern in die Schule. Ein altes Gebäude von enormer Dominanz für die ganze Gegend. Dort wurden wir allem versorgt, was notwendig war. Bis hin zu Schulspeisung und jede Menge Möglichkeiten, gemeinsam was zu  unternehmen.

Wir trafen uns und fuhren mit Rollern und Fahrrädern in die Flussaue, um dort Geländespiele zu unternehmen. Ganz ohne staatliche Einflussnahme übrigens. Einfach nur aus Spaß. Wir bastelten uns Telefone und Pseudofunkanlagen mit Klingeldraht, wir lernten Morsezeichen und kletterten auf Hügel. Wenn wir uns dabei die einzigen Hosen zerschlissen haben ging es mit kaputten Klamotten am nächsten Tag zur Schule.

Mutter und Vater mussten nämlich teils schwer schuften und hatten abends kaum noch Kraft und Muße Kindersachen zu reparieren. Aber irgendwann gab es dann Hilfe.

Samstags war Arbeitstag, also auch Schule. Jedoch war das Wochenende häufig dröge langweilig, weil es einfach ohne Kumpels nicht so abenteuerlich war.

Besuche aus dem von den Westalliierten besetzten Teilstaat sahen wir jeweils mit großer Erwartung entgegen. Es war denn doch so selten, dass wir meinten die Besucher kamen vom anderen Stern. Für uns Kinder war der Westen bereits sehr weit weg. Erst viel später begriffen wir, was da eigentlich los war und dass die offiziellen Reden in der Schule und bei den Pionieren keineswegs der Wahrheit verpflichtet sind.

Doch das ist eine andere Geschichte.